Mittwoch, 22. März 2017

Die neue Software zur Herkunftsbestimmung von Flüchtlingen

Ein immer wiederkehrendes Problem ist die Tatsache, dass Flüchtlinge oftmals über keinerlei Ausweispapiere verfügen. Es ist daher nicht einfach festzustellen, ob sich die Person wirklich aus einem Kriegs- bzw. Krisengebiet stammt oder dies lediglich behauptet wird, um sich bessere Asylchancen auszurechnen. Zur Feststellung werden bisher ausschließlich Dolmetscher eingesetzt. Sie sollen den Antragssteller aufgrund seiner Sprachfärbung einer bestimmten Herkunftsregion zuzuordnen.

In Deutschland (und garantiert nicht nur dort), sind die Dolmetscher mit der Aufgabenmenge schlichtweg überfordert und deshalb wird vom Bundesamt eine Software getestet, welche eine automatische Dialekt-Analyse durchführt und Aufschluss über das Herkunftsland geben soll. Die Analyse soll nur unterstützend eingesetzt werden und als Hilfestellung dienen. Eine reguläre Nutzung der Software wird erst 2018 möglich sein.

Der Aufbau der Datenbank wird eine große Herausforderung darstellen. Es müssen nicht nur eindeutige Sprachbeispiele gesammelt, sondern auch stetig ausgebaut werden. Jede Sprache verändert sich nämlich kontinuierlich und je nach Alter, Geschlecht und Bildungsschicht gibt es zusätzliche Abweichungen in der Sprache. Es ist auch nichts Außergewöhnliches, dass sich Menschen in der Konversation dem Gesprächspartner anpassen. Eine wahre Datenflut muss also in die Datenbanken eingegeben werden, um das richtige Ergebnis zu erzielen.

Es gibt bei der Anwendung der Software auch folgende Herausforderung anzunehmen und zu lösen: In Syrien gibt es beispielsweise 18 Sprachen. Die Anzahl der Dialekte ist da noch gar nicht inkludiert. Ein weiteres Problem ergibt sich auch daraus, dass sich selbst die Sprache einer Person ändert! Jeglicher Sprachkontakt hat Auswirkungen auf die Sprachkompetenz. Überlegen wir doch einmal was mit uns passiert, wenn wir beispielsweise in Wien aufwachsen und als Erwachsener zwei Jahre in einem anderen Bundesland leben. Der ureigene Dialekt vermischt sich mit den Eigenheiten des neuen Dialekts. Zurück in Wien wird man dann des Öfteren befragt, wo man „eigentlich“ aufgewachsen ist... Ob es die neue Software herausfinden würde?

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